Venedig: warum die Stadt am Abend noch schöner ist
Venedig, Du hast mein Herz im Sturm erobert. Ob ihr nun Venedig für einen Tag oder am Wochenende besucht, fahrt hin und lasst euch nicht von den vielen negativen Berichten abschrecken.
Ja, es stimmt. Venedig ist sehr überlaufen. Und der Markusplatz ist um die Mittagszeit kaum zu ertragen. Aber kaum ist man 5 Minuten von hier weg, befindet man sich in den bezaubernden kleinen Gassen, die Venedig für mich so wertvoll gemacht haben. Die vielen Tagestouristen, vor allem die von den Kreuzfahrtschiffen, halten sich hauptsächlich an den Touristen Hotspots wie dem Markusplatz oder der Rialtobrücke auf. Aber glaubt mir, Venedig hat so viel mehr zu bieten.
In diesem Sinne möchte ich euch jetzt meinen perfekten Tag in Venedig beschreiben. Eine Übersichtskarte, wo ich überall gewesen bin, findet ihr im Anschluss an den Beitrag.
- Der Rialto Markt
- San Michele
- Murano
- Canal Grande
- Dorsoduro
- Castello
- San Marco
- Übersichtskarte
- [icon name=“child“] Praktische Tipps
Der Rialto Markt
Um den Rialto Markt halbwegs in Ruhe anschauen zu können, stehen wir früh auf. Es ist Sonntagmorgen, kurz nach sieben.Der Rialto Markt öffnet um 8 Uhr und wir möchten kurz vorher dort. Es herrscht noch Ruhe in den kleinen Gassen von San Marco. Vor uns huscht eine Dame in High Heels über das Kopfsteinpflaster. Ich bin beeindruckt, denn ich habe selbst in Turnschuhen ständig Sorge, mir die Füße zu vertreten. Hier und da hört man das Klappern eines Carrello. Das sind die, in Venedig allgegenwärtigen Handkarren, mit denen die Waren in den engen Straßen verteilt werden. Die Gondeln liegen noch verlassen am Anlieger.
Da das Frühstück in unserem Hotel nicht so toll ist, ziehen wir es vor, wie die Einheimischen ein süßes Gebäck mit einem Cappuccino in einer kleinen Bar zu genießen. Danach geht es auf direktem Weg zum Rialto. Ich hab ja schon viel von dem berühmten Markt gelesen. Aber der Anblick der bunten Marktstände verschlägt mir kurz die Sprache. Aber nur ganz kurz. Denn dann zücke ich verzückt meine Kamera und beginne, wie wild zu fotografieren.
Vor einem Stand mit Krabben, die so frisch sind, das sie noch krabbeln, steht eine kleine, alte Dame. Sie nimmt sich eine der Krabben, pult sie, probiert sie und findet offensichtlich Gefallen an dem Geschmack, denn sie kauft einen Beutel voll.
Als sich der Markt langsam beginnt mit Touristen zu füllen, gehen wir zu Fuß weiter durch Cannaregio bis zur Vaporetto Anlegestelle Fondamente Nove (F.te Nove). Vaporetti, der Plural von Vaporetto, sind die „Busse Venedigs“. Wie das mit den Vaporetti funktioniert, erkläre ich euch weiter unten.
San Michele
San Michele ist der Friedhof von Venedig. Genauer gesagt ist San Michele eine Friedhofsinsel. Es gibt bestimmt einige die denken, „Was soll ich denn auf einem Friedhof?“. Wie begraben die Menschen in einer Lagunenstadt ihre Angehörigen? Wenn Euch das interessiert, dann steigt kurz auf San Michele aus.
Wir steigen an der F.te Nove in das Vaporetto der Linie 4.1 und sind in kurzer Zeit auf der Friedhofsinsel. Nach einem Spaziergang geht es weiter nach Murano. Die Linie 4.1 bringt und weiter bis zur Anlegestelle Murano Museo.
Wenn ihr San Michele überspringen möchtet, dann könnt ihr auch ein Vaporetto der Linie 12 oder 13 wählen. Die fahren bis Murano Faro. Auch von hier aus kann man Murano wunderbar erkunden.
Murano
In Murano machen wir erst einmal eine kleine Pause. Die vielen Bars und Restaurants entlang der Kanäle laden geradezu ein.
An der Fondamenta Manin finde ich ein paar wunderschöne Geschäfte, die Souvenirs aus Murano Glas verkaufen, das nicht „made in china“ ist. Hier erstehe ich eine total schöne Kette aus Glasperlen.
Natürlich besuchen wir auch eine Fornace, eine Glasbläsereien. Macht euch allerdings darauf gefaßt, das man Geld dafür bezahlen muss, wenn man den Glasbläsern bei der Arbeit zuschauen möchte.
Wir mogeln uns unter die Zuschauer, werden allerdings kurze Zeit später freundlich aber bestimmt verscheucht.
Canal Grande
Von Murano aus fahren wir wieder zurück zu den Hauptinseln. Ich finde, bei einem Besuch in Venedig darf eine Fahrt über den Canal Grande nicht fehlen.
Die Palazzi entlang der Wasserstraße sind wirklich beeindruckend. Wir machen die Fahrt mit einem Vaporetto. Das ist eine kostengünstige Alternative. Und da wir praktisch ganz am Anfang des Kanals einsteigen, hat man auch die Chance, einen guten Platz zum fotografieren zu bekommen.
Brunetti Fans aufgepaßt! Man kommt an der tollen Dachterrasse vorbei, auf der Familie Brunetti in den Filmen immer speist.
Dorsoduro
Wir steigen also auf Murano in die Linie 3 und fahren durch die Lagune entlang Cannaregio bis zur Anlegestelle Ferrovia. An die Fahrten mit dem Wassertaxi könnte ich mich gewöhnen. Das macht irgendwie Spaß. Bisher war unser Sightseeing recht entspannt. Jetzt allerdings nähern wir uns so langsam dem Touristenstrom. Trotzdem erhaschen wir einen super Platz im Außenbereich des Vaporetto. Die Linie 1 bringt uns in 30 Minuten bis zur Akademiebrücke (Ponte dell’Academia). Der Anlieger liegt schon auf der richtigen Seite des Kanals, auf der Insel Dorsoduro.
Den Stadtteil Dorsoduro mag ich besonders. Hier ticken die Uhren etwas langsamer. Es gibt nette Bars, an denen man einen Espresso trinken kann. Auf den Plätzen sitzen Mütter mit ihren spielenden Kindern.
Auf der südlichen Seite an der Fondamenta Zattere Ai Saloni kann man sehr nett am Kanal entlang bummeln und den Gondelbauern bei der Arbeit zusehen.
Castello
Nach einem Spaziergang durch die Gassen von Dorsoduro möchte ich gerne Gondel fahren. Aber nicht in einer der kitschigen Touristenfallen. Wir nehmen ein Traghetto. Das ist eine etwas größere Gondel, die wenig Geld kostet und zwischen Dorsoduro und San Marco fährt. Für 2 Euro pro Person hat man hier Gondel-Feeling light.
Wir setzen über nach San Marco, lassen aber den Markusplatz weiterhin links liegen. Übrigens im wahrsten Sinne des Wortes. Wir flanieren auf der Riva degli Schiavoni am Wasser entlang bis nach Castello.
Hier haben wir die Touristenströme zum Glück wieder hinter uns gelassen. Auf der Einkaufsstraße mit ihren bezaubernden, kleinen Geschäften und Bars sitzen die Einheimischen auf Bänken und halten ein Schwätzchen.
Und wieder einmal wird mir klar, Venedig hat so viel mehr zu bieten, als den Markusplatz mit seinen tausenden von Touristen.
San Marco
Mittlerweile ist es später Nachmittag und man kann sich Richtung Markusplatz wagen. Wir steigen ein letztes Mal in ein Vaporetto und fahren zurück vom Anlieger Giardini DX bis nach San Marco.
Die Sonne steht schon tiefer und taucht den Markusdom und den Dogenpalast in ein wunderbares Licht. Die Touristen werden weniger und man kann sogar schon schöne Fotos machen. Wir stellen uns in der kürzer werdenden Schlange am Markusturm (Campanile di San Marco) an. Der Blick von oben ist grandios.
Später machen wir tatsächlich den Fehler und wollen auf dem Markusplatz etwas trinken. Aber angesichts der Preise lassen wir die Idee ganz schnell fallen. Anstelle dessen spazieren wir lieber in eine der kleinen Gassen von San Marco und lassen den Tag in einer netten Trattoria ausklingen.
Übersichtskarte
[icon name=“child“] Praktische Tipps
Tickets für das Vaporetto
- Einzelfahrten kosten 7 €. Das Ticket ist 60 Minuten gültig. Solange man in dieselbe Richtung fährt, kann man umsteigen
- Tagestickets kosten 20 € für 24 Stunden, 30 € für 48 Stunden
Hier habe ich übernachtet schnipp
Wir haben in einem wunderbar altmodischen Hotel in San Marco gewohnt. Der Markusplatz ist nur 5 Minuten entfernt. So hatten wir auch die Chance, früh morgens oder spät abends durch das bezaubernde Viertel zu streifen. Das Zimmer war toll. Einzig der Frühstücksraum war total eng und dadurch extrem ungemütlich. Aber ein Cornetto mit einem Cappucchino an einer Bar ist eh viel authentischer.
Hotel Kette
San Marco 2053
30124 Venezia
Hier habe ich gegessen
- Trattoria San Zulian
Campo della Guerra (San Marco 523) - Trattoria al Gazzettino
Calle Di Mezzo San Marco 4972
19 Comments
Birgit
Ich war schon ganz oft in Venedig, vor 2 Jahren das letzte Mal. Einmal zum Carnevale di Venezia im Februar. Diese Menschenmassen waren wirklich abartig, aber ich wollte so lange schon dort hin :) Und dann kam ich im Sommer nochmal. Venedig – Murano – Burano und ein halber Tag auf dem Friedhof in San Michele. San Michele war eine Empfehlung und das hat sich wirklich gelohnt
vielweib
Danke für den schönen Artikel! DA kann man den Flair der Stadt richtig spüren. ich hatte Venedig nie auf meiner Reisewunschliste, da ich immer gehört habe, es sei so voll und man sollte es lieber lassen. Dein Bericht macht mir jetzt richtig Lust auf die Stadt! Wann wäre Deine Reisezeitempfehlung?
Heike
Danke schön. Genau so ging es mit auch. Also ich war Mitte September da. Ich fand es wunderbar. Noch schönes Sommerwetter aber auch nicht mehr zu heiß.
Liebe Grüße, Heike
Thomas Velling
Ein wirklich schöner Bericht für die, die wenig Zeit haben. Toll, dass die das empfohlene Hotel gefallen hat. Für alle, die mehr Zeit haben empfehle ich unbedingt noch den Besuch von Guidecca und den Giardini. Auch die Inseln Burano (Klöppelspitzen) und Torcello sind eigentlich ein „Muss“. Aber dafür braucht man dann natürlich auch die Zeit.
Heike
Vielen Dank, Thomas.
Ja, das Hotel war klasse. Nochmals Danke für den Tipp.
Liebe Grüße, Heike
Steffi
Sehr guter Artikel, aber… Du hast die Guidecca ausgelassen! Dort gibt es Gärten, einen Markt, eine kleine Marina, eine Weberei, nette Lokale und so gut wie keine Touristen. Also auf, nochmal hin!
Liebe Grüße
Steffi
Heike
Vielen Dank. Auf Giudecca bin ich tatsächlich nicht gewesen. Ein Grund mehr, bald wieder hinzufahren. Vielen Dank für den Tipp!
Liebe Grüße, Heike
konstantin
Hallo Heike!
Ein sehr schöner Bericht, ich muss bald mal wieder hin. Mein Tipp: Auch mal auf dme Lido vorbeischauen oder gleich dort wohnen. Gerade im Sommer lässt sich hier an den Stränden der Venezianer entspannen und in 5 Minuten ist man wieder im Trubel Venedigs.
Liebe Grüße und frohes Reisen! :)
Heike
Vielen Dank. Das steht für’s nächste Mal schon auf dem Programm.
Liebe Grüße, Heike
Simone
Liebe Heike
Bei mir war es diesen Sommer Liebe auf den ersten Blick mit Venedig. Wir waren 4 Tage dort, wollen aber unbedingt noch mal wieder hin. Haben noch nicht alles gesehen, Castello fehlt noch komplett. Dein Post wird die optimale Vorbereitung für unseren nächsten Aufenthalt, vielen Dank :)
Heike
Vielen Dank, liebe Simone. Das freut mich. Dann sage ich schonmal: ganz viel Spaß. Liebe Grüße, Heike
Anja Infarbe
Toller Bericht und ganz zauberhafte Bilder! Als Kind war ich mit meinen Eltern einmal in Venedig und erinnere auch noch, wie heiss und wie voll es dort war – und trotzdem schön. Mein letzter Besuch von Venedig ist inzwischen auch schon um die 16 Jahre her. Damals war Venedig der Abfahrtshafen für die erste Kreuzfahrt meines Lebens. Aber am Tag vor der Abfahrt hatten wir noch die Chance, Venedig etwas besser kennenzulernen und haben auch Ecken gesehen, die nicht so vom Tourismus überlaufen waren. Das hat uns auch sehr gefallen.
Liebe Grüße
Anja
Heike
Vielen Dank, liebe Anja. Für mich ist das definitiv nicht der letzte Besuch dort gewesen. Liebe Grüße, Heike
Sandra
Hallo,
wir wohnen gar nicht writ von Euch am Rhein und ich habe das große Glück dieses Jahr das erste mal Venedig besuchen zu dürfen. Wir sind für eine Woche auf einem Campingplatz in der Nähe und wollen einen Tag in Venedig verbringen (ohne 100€ Gondelfahrt)
Dein Bericht hat mir mit gemacht. Wir haben 2 Kinder dabei 3&5 die nicht den ganzen Tag laufen werden. Aber mit den kurzen „Taxi-Fahrten“ wird der Tag sicher zu einem tollen Erlebnis. Ich freu mich drauf und versuche einiger Deiner Tips umzusetzen.
Heike
Liebe Sandra,
das freut mich sehr. Freunde von uns sind auch jahrelang auf einen Campingplatz auf dem Festland gewesen. Ich wünsche euch jetzt schonmal ganz viel Spaß und einen wunderbaren Urlaub.
Liebe Grüße, Heike
Ronon
Hallo Heike,
sehr toller Blogartikel zu Venedig! Ich bin dieses Jahr selber dort und werde dort mal die Sehenswürdigkeiten abklappern :)
LG
Ronon
Heike
Danke schön und viel Spaß.
Jörn
Schöner Artikel und tolle Bilder. Ich fand Venedig und Murano auch sehr beeindruckend. Venedig sollte man wirklich mal gesehen und und vor allem erlebt haben. Viele Grüße Jörn
Heike
Vielen Dank. Ja, ich mag Venedig sehr.