Memphis: Nachdenkliches, Schönes und Leckeres
Was fällt mir zu Memphis als erstes ein? Ganz klar: Elvis Presley hat hier gelebt. Danach kommt mir das Lied „Walking in Memphis“ von Marc Cohn in den Sinn. Und als drittes summe ich „Graceland“ von Paul Simon. Ihr merkt, die Stadt Memphis ist für mich mit Musik verbunden. Aber Memphis hat auch seine weniger schönen Seiten. Das beispielsweise Dr. Martin Luther King in Memphis erschossen wurde, das habe ich erst bei der Reiseplanung gelernt.
Die zweite Etappe unserer Südstaaten Rundreise führt uns in die Stadt im Mississippi Delta. Auch wieder so ein Begriff, den ich zwar schonmal gehört hatte, aber völlig falsch interpretiert habe. Denn er hat rein gar nichts mit dem Mündungsdelta des gleichnamigen Flusses zu tun. Hierbei handelt es sich um einen Bereich entlang des Mississippi, der von Memphis im Norden bis nach Vicksburg um Süden geht und gerne als Wiege des Blues bezeichnet wird. Und wieder sind wir bei der Musik…
Wir starten früh am morgen in Nashville. Da ich im Nachhinein festgestellt habe, das ich die Zeit für Memphis ein wenig knapp kalkuliert habe, fahren wir ohne Zwischenstop in einem Rutsch durch. Nach knapp vier Stunden kommen wir in der Heimat von Elvis Presley an. Ich habe den Nachmittag und den morgigen Vormittag für Sightseeing eingeplant.
Bass Pro Shops at the Pyramid
Bevor wir in die Innenstadt fahren halten wir am Bras Pro Shop an. Bass Pro ist in den USA eine große Kette für Angel-, Jagd- und anderes Outdoorzubehör. Im Allgemeinen interessieren mich Outdoor-Geschäfte nicht so sehr, als das ich sie im Urlaub besuchen würde. Aber dieser Bass Pro Shop ist in der ehemaligen Memphis Pyramid untergebracht und somit schon etwas Besonderes.
Früher war die Memphis Pyramid eine Mehrzweckhalle, in der Basketball oder sogar Football gespielt wurde. Heute kann man hier Angeln, Gewehre, Boote oder Outdoor-Bekleidung kaufen. Im oberen Teil der Pyramide ist ein Hotel.
Wenn man das Gebäude betritt, steht man mehr oder weniger zu erst in der Lobby des Hotels und geht dann weiter ins Geschäft. Alles ist auf urig und Outdoor gemacht. Das ist schon beeindruckend.
In dem Geschäft kann man zum Beispiel nicht nur unter 20 Angeln auswählen, hier stehen bestimmt 500 verschiedene Angeln im Regal.
Mir ist irgendwann aufgefallen, das alles was mit Outdoor zu tun hat, in den USA einen deutlich höheren Stellenwert als in Deutschland. Hier geht man gerne mal am Wochenende zur Entspannung angeln. Und dabei wird gezeltet und auf jeden Komfort verzichtet.
Es gibt auch einen Restaurant ganz oben in der Pyramide. Aber alleine der Aufzug nach oben kostet Geld und das sparen wir uns dann lieber und einfach nur so durch die große Verkaufs- und Ausstellungsfläche flanieren.
National Civil Rights Museum
Nach dem Besuch der Pyramide befassen wir uns mit einem ernsten Thema. Vor unserer Reise hatte ich mich ein wenig mit der Problematik der Afroamerikaner befaßt. Und so ist ein Besuch des National Civil Rights Museum (Nationales Bürgerrechtsmuseum) für mich schon beinah Pflichtprogramm.
Das Museum ist im ehemaligen Lorraine Motel untergebracht. Von Außen wirkt es wie ein ganz normales amerikanisches Motel: die üblichen zwei Stockwerke und die Parkplätze für die Autos direkt vor den Zimmern.
In Zeiten der Rassentrennung übernachteten in dem Motel überwiegend Afroamerikaner. Unter ihnen war im April 1968 Dr. Martin Luther King, der nach Memphis gekommen war, um an einer Demonstration teilzunehmen. Dr. King wurde am 4. April 1968 auf einem der Balkone des Motels erschossen. Seit 1991 ist das Motel Teil des Nationalen Bürgerrechtsmuseums.
Hier ein paar Aufnahmen aus dem Museum. Sie sind Zeugen der Rassentrennung in den 60er Jahren.
Der Freedom Ride Bus, der in Anniston von weißen angegriffen und schließlich angezündet wurde. Die Freedom Rides war eine Bürgerrechtsbewegung, in der die Afroamerikaner mit Überlandbussen nach New Orlans fahren wollten, um gegen die Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln zu demonstrieren.
Trotz der beeindruckenden Ausstellungen muss ich leider zugeben, das mich das Museum überfordert. Es ist extrem vollgepackt mit Informationen, die man in ein oder zwei Stunden gar nicht erfassen kann. Sehr viele Schautafeln mit vielen und langen texten. Anfangs habe ich noch den Anspruch, sie alle zu lesen. Aber ich merke schnell, das das zu viel ist. Außerdem ist es leider sehr voll und ich kann mich bei all den schnatternden Schülern um mich herum sehr schlecht auf die englischen Texte konzentrieren. Ich stelle fest, das das Museum nicht „mal eben auf der Rundreise“ besucht werden kann. Ich kann euch nur den Tipp geben, wenn euch die Thematik interessiert, nehmt euch Zeit für den Besuch. Es lohnt ist.
Ich gehe durch die Gänge, bleibe an einzelnen Ausstellungsstücken und Bilden hängen, lese die Beschreibungen dazu und vergesse für mich den Anspruch, alles gesehen und verstanden zu haben. Meine Stimmung ist sehr bedrückt. Wie so oft frage ich mich, warum manche Menschen dachten – und leider noch heute denken – das die Hautfarbe irgendeine Wertigkeit ausmacht. Dieser Gedanke wird mich auf der Reise noch sehr oft ereilen.
Peabody Hotel
„Im Peabody Hotel steht in der Lobby ein Brunnen. Auf dem plantschen echte Enten. Die watscheln jeden Morgen in einer Zeremonie über einen roten Teppich vom Aufzug zum Brunnen. Und abends zurück“. Stefans Reaktion auf meine Erklärung, warum ich unbedingt gegen 16:30 im Peabody Hotel sein möchte, ist ein skeptisches Grinsen. Aber da ich ja einen lieben Mann habe, der beinah jeden Touristenquatsch mitmacht, gehen wir zusammen zu dem Hotel. Als wir in der Lobby ankommen, ist es allerdings mit der Liebe vorbei: „Schau Du Dir den Entenmarsch an, ich schau mich derweil ein wenig in Memphis um.“, sprach’s und weg war er.
Ich bleibe in der Schlange der Menschen stehen, die sich entlang des roten Teppichs versammelt haben und harre der Dinge, die da kommen. Die Kinder, die am Rand des Teppichs auf dem Boden sitzen und warten, werden immer unruhiger. Die Eltern müssen sich alle Mühe geben, die Kids bei der langweiligen Warterei abzulenken. Ich vertreibe mir die Zeit damit, die Menschen zu beobachten. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen.
Irgendwann ist es dann so weit. Der Duckmaster, wie der Entenhirte genannt wird, hält eine Ansprache darüber, was es mit den Enten im Peabody Hotel auf sich hat. Leider versteht man nicht sehr viel davon, weil die Geräuschkulisse ziemlich laut ist. Die Kinder interessieren sich halt nicht für die Geschichte, sie warten auf die Enten. Irgendwann ist es dann so weit. Es geht ein Raunen durch die Menschen und überall hört man das Klicken der Handys und sieht die Filmkameras.
Und dann kommen sie vorbei gewatschelt. Wie Stars auf dem roten Teppich bei der Oscar Verleihung. Nach einer kleinen Fotosession verschwinden sie dann im Aufzug, um in ihr Penthouse zu entschwinden. Ja, ihr habt richtig gelesen. Die Enten wohnen im „Royal Duck Palace“ ganz oben im Hotel. Das Warten hat sich gelohnt. Der „March of the Peabody Ducks“ ist einfach zu putzig. Muss man gesehen haben, finde ich. Wenn ihr übrigens mehr über die Enten vom Peabody Hotel erfahren möchtet, in der Welt gibt es einen ausführlichen Bericht über den „March of the Peabody Ducks“.
Beale Street
Nach einem leckerem Abendessen in Gus’s World Famous Fried Chicken bummeln wir über die Beale Street. Es ist später Nachmittag, also noch recht früh für die Kneipen und Bars auf der Beale Street. Aber allgemein ist hier in Memphis etwas weniger los als in Nashville. Die Stadt ist ja auch deutlich kleiner. Hier erklingt natürlich auch keine Country Musik aus den Kneipen und Bars, sondern Blues Musik. Das ist ein spannender Aspekt dieser Reise. Gestern hörten wir Country Musik, heute Blues und in den nächsten Tagen, wenn es weiter nach New Orleans geht, werden wir ganz bestimmt Jazz und Bluegrass hören.
Eines habe ich Depp dann übrigens tatsächlich vergessen: die Elvis Statue auf der Beale Street. Wir sind nur bis zum Hard Rock Cafe gegangen und haben dann wieder umgedreht. Kleiner Tipp also, geht noch ein Stück weiter!
Graceland
Am nächsten morgen stehen wir früh auf, weil wir uns Graceland anschauen wollen, bevor es weiter gen Süden nach Natchez geht. Pünktlich um 8:30 stehen wir vor dem Ticketschalter und ergattern einen Platz in der Graceland Tour um 11:30 Uhr. In der Zwischenzeit schauen wir uns Elvis‘ Autosammlung und vieles mehr im Museum an. Aber davon erzähle ich euch in einem Extra Post mehr. Denn Graceland war wirklich großartig. Auch für einen Nicht-Elvis Fan.
Hier habe ich übernachtet schnipp
Vista Inn & Suites Memphis
265 Union Ave
Memphis, TN 38103
Die Lage ist top. Man kann ganz bequem in die Stadt laufen und abends auf der Beale Street ein Bierchen trinken. Die Zimmer waren für 1 Nacht in Ordnung. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmte. Das Gelände um das Hotel herum war zwar nicht so ansprechend, aber wir haben hier ja nur übernachtet.
Hier habe ich gegessen
Gus’s World Famous Fried Chicken
310 S Front St
Memphis, TN 38103
Von Außen sieht das Restaurant so aus, das ich normalerweise vorbei gegangen wäre. Hätte ich nicht vorher im Internet gelesen, das das Essen hier großartig sein soll. Es super leckeres Fried Chicken. Außen knusprig und innen saftig. Der Laden ist echt kultig. Man sitzt an kleinen Tischen mit karierten Decken und isst mit den Fingern. Uns hat es hier echt gut geschmeckt und wir mochten das Ambiente.