Rundreisen,  USA und Kanada

Auf der Route 61 von Memphis nach New Orleans

Vroooom, jagt eine kleine Propellermaschine über unseren Kopf hinweg. Obwohl wir im Auto sitzen, ziehen wir unwillkürlich den Kopf ein. Die Maschine ist klein und wendig. Sie fliegt in engen Kurven über uns hinweg. Das kleine Flugzeug sprüht irgendetwas auf die Felder. Flüssigdünger? Unkrautvernichter? Man weiß es nicht.

Es ist Mitte März und wir sind unterwegs im Süden der USA. In der Mittagszeit haben wir Memphis verlassen und befinden uns nun auf dem Weg nach Natchez, einem kleinen Ort direkt am Mississippi River. Wie so oft, fahren wir nicht den schnellsten Weg, sondern nehmen lieber einen kleineren Highway, die Route 61. Ihr habt richtig gelesen. Die Route 61 ist die kleine Schwester der legendäre Route 66. Während diese von Osten nach Westen führt, führt die Route 61 von Norden nach Süden.

An diesen Orten sind wir auf dem Weg von Memphis nach New Orleans vorbei gekommen:

Clarksdale

Direkt hinter Memphis haben wir den Bundesstaat Tennessee verlassen und fahren jetzt durch Mississippi. Die Umgebung ist geprägt von Landwirtschaft. Nicht nur, dass uns der Highway durch endlose Felder führt, in jeder noch so kleinen Stadt, die wir passieren, befindet sich mindestens ein Landmaschinen Händler.

Nach knapp 2 Stunden erreichen wir Clarksdale. Wir sind überrascht, wie klein die Stadt ist, gilt sie doch als Heimat des Blues. Legenden wir John Lee Hooker, Sam Cooke oder Ike Turner sind in Clarksdale geboren.

Die berühmten Söhne der Stadt werden in Clarksdale gefeiert
Die berühmten Söhne der Stadt werden in Clarksdale gefeiert.

In einer Seitenstraße betreibt der Schauspieler Morgan Freeman den Blues-Club „Ground Zero“. Wir sind allerdings mächtig enttäuscht, denn das Gebäude sieht tagsüber nicht sehr schön aus. Bei Facebook habe ich einige begeisterte Kommentare über den Club gelesen. Wir stehen jedoch am frühen Nachmittag vor der Bar und verspüren nicht den Drang, einzutreten. Vielleicht wäre es am Abend mit schöner Live-Musik einladender gewesen.

Der Ground Zero Blues-Club sieht tagsüber nicht sehr einladend aus
Der Ground Zero Blues-Club sieht tagsüber nicht sehr einladend aus.

Bevor wir Clarksdale verlassen, stoppen wir noch an der Crossroad, der Kreuzung von Highway 61 und 49. Hier soll der Sänger Robert Johnson angeblich seine Seele an den Teufel verkauft haben, um den wahren Blues spielen zu können. Ich kenne diesen Musiker zwar nicht, finde die Geschichte aber ganz nett. Und die Kreuzung bietet ein schönes Fotomotiv.

Die Legende sagt: hier hat Robert Johnson dem Teufel seine Seele verkauft, um den wahren Blues spielen zu können
Die Legende sagt: hier hat Robert Johnson dem Teufel seine Seele verkauft, um den wahren Blues spielen zu können.

Vicksburg

Die Stadt Vicksburg erlangte während des amerikanischen Bürgerkriegs traurige Bekanntheit. Hier fand die legendäre Schlacht um Vicksburg statt, die letztendlich die Kapitulation der Konföderierten und das Ende des Bürgerkriegs bedeutete. Bei der Planung der Reise war mir diese Stadt nicht so wichtig, denn die alten Schlachtfelder finde ich jetzt nicht so spannend. Und weil der Tag auch schon weit fortgeschritten ist, halten wir in Vicksburg nicht an, sondern fahren direkt durch bis nach Natchez.

Entlang des Mississippi

Zwischen Vicksburg und Natchez verändert sich die Landschaft. Nein, eigentlich bleibt die Landschaft gleich. Aber rechts und links der Strasse stehen die Felder unter Wasser. Und nicht nur die Felder, die dazugehörenden Farmen gleich mit. Wie kleine Inseln ragen die Holzhäuser aus dem Wasser heraus.

Später lernen wir, das es hier in der Gegend den ganzen Februar geregnet hat und daß das endlose Wasser, was wir sehen, der übertretende Mississippi ist. Ich weiß nicht, ob das hier öfter vorkommt, aber ich bin entsetzt. Wie sehen die Farmhäuser aus Holz aus, wenn sich das Wasser wieder zurückzieht? Können die Menschen dann noch in diesen Häusern leben? In einer Facebook Gruppe sehe ich noch Wochen später Bilder von den Wiesen und Häusern. Das Wasser ist immer noch nicht weg.

Nein, das ist leider kein See, das sind Felder, die komplett unter Wasser stehen
Nein, das ist leider kein See, das sind Felder, die komplett unter Wasser stehen.
Was passiert mit diesen Häusern, wenn das Wasser wieder weg ist? Kann man dann noch darin wohnen?
Was passiert mit diesen Häusern, wenn das Wasser wieder weg ist? Kann man dann noch darin wohnen?

Natchez

Es ist bereits dunkel, als wir in Natchez ankommen. Zum Glück haben wir ein Navi. Selbst mit diesem kreisen wir erst einmal etwas desorientiert durch den Ort. Irgendwann finden wir unser Guest House. Ich verliebe mich auf der Stelle in dieses wunderschöne alte Antebellum Haus. Wir werden freundlich begrüßt und haben ein ganz tolles Zimmer. Ich fühle mich wie Scarlett O’Hara in „Vom Winde verweht“. Wir werden unglaublich freundlich begrüßt. Überhaupt haben die Besitzer immer ein nettes Wort oder einen guten Ratschlag bereit.

Selbst mit meinen 1,82 m Körpergröße musste ich einen kleinen Hopser machen, um in dieses Bett zu gelangen.
Selbst mit meinen 1,82 m Körpergröße musste ich einen kleinen Hopser machen, um in dieses Bett zu gelangen.

Wir machen uns kurz frisch und gehen noch einen Happen essen. Im Internet hatte ich gelesen, das es im Pig Out Inn das beste BBQ der Stadt gibt. Wir waren zwar etwas überrascht ob der Imbissbuden Atmosphäre, aber das Essen war echt lecker.

Im Pig Out Inn gibt es ein großartiges BBQ
Im Pig Out Inn gibt es ein großartiges BBQ
Pulled Pork, Bakes Beans und Cole Slaw. Lecker!
Pulled Pork, Baked Beans und Cole Slaw. Sieht jetzt nicht so fancy aus. War aber super lecker!

Mit gut gefülltem Magen bummeln wir dann noch ein wenig durch das abendliche Natchez und hüpfen dann im wahrsten Sinne des Wortes zufrieden ins Bett. Über das bezaubernde Natchez erzähle ich euch demnächst mehr.

Die Plantagen am Mississippi

Heute geht es weiter nach New Orleans. Und wieder heißt es früh aufstehen, denn ich möchte auf dem Weg nach New Orleans mindestens zwei berühmte Plantagen besuchen: die Nottoway Plantation und die Oak Alley Plantation. Unser Navi führt uns problemlos aus der Stadt zurück auf die Route 61, auf der wir schon die Etappe von Memphis bis Natchez gefahren sind. Und auch heute fahren wir wieder entlang riesiger Felder und durch kleine Orte.

In Baton Rouge verlassen wir die Route 61 und überqueren den Mississippi. Auf der LA-1 geht es weiter, diesmal mehr oder weniger direkt entlang des breiten und mächtigen Flusses. Leider ist die Landschaft hier nicht mehr so schön und alles andere als romantisch. Der Nahe Golf und der breite Fluss hat wohl einiges an Petrochemie angezogen. Teilweise reiht sich eine Erdöl-Raffinerie an die nächste. Das ist weniger schön. Aber hier ist jetzt auch nicht mehr der Weg das Ziel.

Nottoway Plantation

So gegen 11 Uhr kommen wir an der ersten Plantage an, der Nottaway Plantation. Ich freue mich sehr, denn ich hatte mit deutlich mehr Besuchern gerechnet. Es ist relativ leer und so können wir die wunderschöne Plantage in Ruhe erkunden.

Auf der Nottoway Plantage wurde seit 1850 Zuckerrohr angebaut. Das Gebäude ist die größte Antebellum Villa im Süden der USA.
Auf der Nottoway Plantage wurde seit 1850 Zuckerrohr angebaut. Das Gebäude ist die größte Antebellum Villa im Süden der USA.

Houmas House Plantation

Als nächstes haben wir uns die Houmas House Plantion ausgeguckt. Hier fahren wir allerdings unverrichteter Dinge weiter. Ich hatte gelesen, das man sich das Gelände kostenlos anschauen kann und nur für die Besichtigung des Hauses Eintritt zahlen muss. Leider konnte sich das vor Ort nicht bestätigen. Und da ich unbedingt noch die Oak Alley Plantage sehen wollte, haben wir uns den Besuch von Houmas House gespart. Der Eintritt zu den Plantagen ist nämlich nicht ohne. Mit etwa $25 – $30 pro Person muss man schon rechnen.

Auf die Houmas House Plantation konnte ich leider nur einen Blick von jenseits des Zauns werfen.
Auf die Houmas House Plantation konnte ich leider nur einen Blick von jenseits des Zauns werfen. Drei Plantagen an einem Tag ließ der Geldbeutel und die Zeitplanung leider nicht zu. Obwohl ich mich im Nachhinein ein wenig ärgere.

Oak Alley Plantation

Gegen 14:30 erreichen wir die Oak Alley Plantage. Ich bin sehr beeindruckt. Die Allee aus Eichen, die der Plantage ihren Namen gegeben hat, ist traumhaft schön. Das Haus selbst besichtigen wir nicht. Die Schlange der Touristen ist uns einfach zu lang. Und wir konnten und ja schon auf Nottoway das Haus in Ruhe anschauen. Auf dem Gelände der ehemaligen Plantage gibt es viel zu sehen. So wird in einem kleinen Outdoor Kino gezeigt, wie das Zuckerrohr verarbeitet wird. Auf Oak Alley sehen wir auch das erste Mal Sklavenunterkünfte. Es wird nicht die letzte, für mich immer wieder verstörende Begegnung, mit der Sklaverei bleiben auf dieser Reise.

Die Oak Alley Plantation ist bestimmt die meist fotografierte Plantage in den Südstaaten. Ihren Namen hat sie von der 400 m langen Eichenallee, die vom Ufer des Mississippi bis zum Eingang geht
Die Oak Alley Plantation ist bestimmt die meist fotografierte Plantage in den Südstaaten. Ihren Namen hat sie von der 400 m langen Eichenallee, die vom Ufer des Mississippi bis zum Eingang geht.

Um 17 Uhr machen wir uns dann auf den Weg nach New Orleans. Ich bin ein wenig aufgeregt. Wir haben ein Hotel mitten im French Quarter gebucht. Wird das klappen mit dem Auto? Bekommen wir einen Parkplatz? Wie immer meistert Stefan diese Situation ganz souverän. Im Hotel gönnen wir uns das Valet Parking. Das bedeutet, wir fahren vor dem Hoteleingang vor, packen unser Gepäck aus und lassen die freundlichen Herren unser Auto parken.

Wir machen uns ein wenig frisch und erkunden dann das Nachtleben im French Quarter. Über New Orleans und das turbulente French Quarter erzähle ich euch demnächst mehr.


Mehr zum Thema


    Die Plantagen

Nottaway Plantation
31025 LA-1
White Castle, LA 70788
Ihr habt die Wahl zwischen einer Audio-Tour, die es auch in Deutsch gibt. Oder einer geführten Tour durchs Haus auf Englisch. Wir hatten die Audiotour gewählt. Und die war schon klasse gemacht. Die Geschichte des Hauses wurde praktisch vom John Randolph, dem Hausherren selbst erzählt.

Preise
Beide Touren kosten kosten $20 (+ Tax) pro Person. ADAC Mitglieder erhalten 10% Rabatt.
(Stand Juli 2019)

Zeiten
Audiotouren kann man 7 Tage die Woche von 8:00 – 20:00 machen. Die geführten Touren finden zwischen 9:00 und 16:00 statt.

Houmas House
40136 Highway 942
Darrow, LA 70725

Preise
Der Eintritt kostst $24 (+ Tax) pro Person. Im Preis ist eine einstündige geführte Tour durch das Gebäude enthalten.
(Stand Juli 2019)

Zeiten
Die Plantage kann man 7 Tage die Woche von 9:00 – 19:00 besichtigen. Die geführten Touren beginnen um 9:30.

Oak Alley Plantation
3645 Highway 18
(Great River Road)
Vacherie, Louisiana USA

Preise
Der Eintritt auf das Gelände einschließlich des Hauses kostet $25 (+ Tax). ADAC Mitglieder erhalten Rabatt.
(Stand Juli 2019)

Zeiten
Oak Alley kann man 7 Tage die Woche von 9:00 – 17:00 Uhr besichtigen.

    Hier habe ich übernachtet schnipp

Wir haben im wunderbaren Natchez Guest House gewohnt. Die Zimmer waren stilvoll altmodisch eingerichtet mit diesen typischen extrem hohen Betten. Das Frühstück war sehr lecker und wurde in einem gemütlichen Frühstücksraum serviert. Die Gastgeber sind unglaublich freundlich und hilfsbreit. Das Haus kann ich ohne Einschränkung weiterempfehlen. Wir waren super traurig, als wir weiterfahren mussten.

The Guest House
201 North Pearl Street
Natchez, MS 39120

    Hier habe ich gegessen

Zum Abendessen ging es ins
Pig Out Inn Barbecue
116 S Canal St
Natchez, MS 39120

Die Einrichtung ist etwas rustikal. Aber das BBQ war total lecker. Tolle Saucen. Wir saßen dort unter Einheimischen. Jeder kannte jeden. Das finde ich immer ein gutes Zeichen.

Hallo, ich bin Heike. Geboren bin ich am linken Niederrhein, wo ich zusammen mit meinem Mann Stefan lebe. Meine Reisen finanziere ich als freiberufliche IT-Beraterin, sitze also die meiste Zeit am Schreibtisch. Meine Leidenschaft gilt allem, was mich aus dem Haus bringt: dem Reisen, Tagesausflügen, Wochenend- und Städtetouren. Und wenn ich dann wieder zu Hause bin, teile ich meine Eindrücke darüber gerne mit euch auf meinem Reiseblog.

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