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Ostseekreuzfahrt: Ausflug nach Tallinn

Ein wenig wehmütig stehe ich an der Reling der AIDAmar. Wir nähern uns Tallinn, der Hauptstadt Estlands. Dies wird der letzte Landgang auf unserer Ostseekreuzfahrt sein, bevor es zurück nach Warnemünde geht.

Ich bin sehr gespannt auf Tallinn. In Vorbereitung auf den Tag habe ich einiges gelesen. Und das, was ich gelesen habe, hat nicht unbedingt meine Vorfreude geweckt: „zu voll“, „zu viel Touristenkitsch“, „künstlich auf Mittelalter getrimmt“. Trotzdem gebe ich der Stadt natürlich eine Chance.

Noch an Bord werfe ich einen ersten Blick auf die Altstadt. Umgeben von einer Stadtmauer liegt sie auf einem kleinen Hügel. Im Vergleich zu Riga wirkt Tallinns Altstadt vom Schiff aus gemütlich klein. Ich bin gespannt, was mich erwartet.

Der Weg in die Stadt

Unser Schiff legt in der Nähe der Altstadt an. Auf einen Shuttle kann man hier verzichten, denn es ist nur ein kurzer Fußweg zur Stadt.

Vor der Dicken Margarethe machen wir kurz Halt. Margarethe ist ein Wehrturm aus dem frühen 16. Jahrhundert. Mit seinen 5 m dicken Wänden ist der Turm ganz schön beeindruckend.

Die dicke Margarethe in Tallinn, ein Wehrturm aus dem frühen 16. Jahrhundert
Die dicke Margarethe in Tallinn, ein Wehrturm aus dem frühen 16. Jahrhundert

Die Altstadt von Tallinn

Neben dem Wehrturm gehen wir durch ein Stadttor. Hier beginnt der kurze Aufstieg in die Altstadt. Ich bin überrascht, wie leer die Straßen sind. Obwohl wir nicht das einzige Kreuzfahrtschiff im Hafen sind, kann man ganz gemütlich durch die Straßen bummeln. Über Straßen auf Kopfstein gehen wir an schönen Häusern vorbei bis zum Rathausplatz.

Alte Kaufmannshäuser auf dem Weg vom Hafen zur Altstadt von Tallinn
Alte Kaufmannshäuser auf dem Weg vom Hafen zur Altstadt von Tallinn

Rathausplatz (Raekoja plats)

Hier auf dem Rathausplatz wird bereits seit dem 14. Jahrhundert Handel betrieben. Viele hundert Jahre lang war Tallinn, früher als Reval bekannt, Mitglied der Hanse. Und wie immer beginnt bei mir das Kopfkino zu rattern, während ich mir vorstelle, wie die Menschen hier vor 600 Jahren über den Markt liefen. In der Mitte des Platzes stand übrigens bis ins frühe 19. Jahrhundert der Pranger. Das stelle ich mir lieber nicht vor.

Der Rathausplazt von Tallinn
Der Rathausplazt von Tallinn

Heutzutage finden hier Mittelaltermärkte, Handwerksmärkte, Freiluftkonzerte und natürlich auch ein Weihnachtsmarkt statt. Wir stehen allerdings auf einem leeren Platz, denn heute findet leider kein Markt statt.

Rund um den Rathausplatz findet man neben dem Rathaus zahlreiche wunderschöne Patrizierhäuser. Die reichen Kaufleute der Hanse scheinen hier bevorzugt gewohnt zu haben.

Und wenn man eine kurze Pause machen möchte, laden schöne Cafés und Restaurants mit Außenterrassen ein.

Die Stadtmauer

Aufgrund seiner zentralen Lage an der Ostsee war Tallinn in den letzten 800 Jahren stark umkämpft. Wie bereits erwähnt, lebten hier hauptsächlich Kaufleute, die regen Handel betrieben. Diese Tatsache zog im 13. Jahrhundert den dänischen König Waldemar II. an. Die Dänen wurden später vom Deutschen Orden „abgelöst“, und schließlich kam das schwedische Königreich zum Zug.

Der Platz der Türme in Tallinn
Die gut erhaltene Stadt aus dem 13. Jahrhundert

Die Stadtmauer Revals entstand ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Errichtet wurde sie von den Dänen. Die dicke Margarethe, der Wehrturm, den wir am Anfang passiert haben, ist ebenfalls Teil der Wehranlage. Den Platz der Türme, der auch sehr sehenswert ist, haben wir auf dem Rückweg zum Schiff noch besucht.

Der Platz der Türme in Tallinn

Denkmal für den Unabhängigkeitskrieg

Nach der schwedischen Herrschaft gehörte Estland von 1710 bis 1918 zu Russland. Zum Ende des Ersten Weltkriegs erlangte das Land seine Unabhängigkeit und wurde zur selbstständigen Republik Estland. Im Zweiten Weltkrieg eroberte die Sowjetunion Estland erneut. Am 20. August 1991 erklärte Estland zum zweiten Mal seine Unabhängigkeit und wurde zur Republik Estland.

Das Denkmal für den Unabhängigkeitskrieg wurde 2009 zum Andenken an alle Verteidiger der estnischen Unabhängigkeit errichtet.

Vom Freiheitsplatz aus gehen wir weiter zum Domberg.

Das Denkmal für den Unabhängigkeitskrieg wurde 2009 zum Andenken an alle Verteidiger der estnischen Unabhängigkeit errichtet
Das Denkmal für den Unabhängigkeitskrieg im Tallinn

Der Domberg

Auf dem Domberg befindet sich die Oberstadt von Tallinn. Hier steht die Burg Tallinn mit dem Langen Hermann. Auch diese Festung stammt, wie die Stadtmauer und der Wehrturm, aus der Zeit der Dänischen Herrschaft. Der Lange Hermann wurde 1360 errichtet.

Burg Tallinn mit dem Langen Herrmann
Burg Tallinn mit dem Langen Herrmann

Alexander Newsky Kathedrale

Auf dem Domberg steht auch die Alexander-Newski-Kathedrale. Mit ihrer verspielten Architektur und den Zwiebeltürmen ist sie wirklich hübsch anzusehen. Besonders alt ist sie allerdings nicht. Sie wurde in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts erbaut.

Die Alexander-Newski-Kathedrale in Tallinn. Gebaut in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts
Die Alexander-Newski-Kathedrale in Tallinn. Gebaut in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts

Kohtuotsa Aussichtsplattform

Von der Alexander-Newski-Kathedrale ist es nur ein kurzer Weg zu einem sehr lohnenswerten Aussichtspunkt. Er befindet sich an der Nordseite des Dombergs. Hier genießen wir die Aussicht und verlassen später den Domberg mit dem Ziel, ein Café aufzusuchen.

Blick auf Tallinn von der Kohtuotsa Aussichtsplattform
Blick auf Tallinn von der Kohtuotsa Aussichtsplattform

Der Nachmittag neigt sich dem Ende zu. Bald müssen wir wieder auf dem Schiff sein. Bei einem leckeren Stück Kuchen lassen wir den Besuch in Tallinn ausklingen und begeben uns danach wieder zurück zur AIDAmar.

Fazit

Wie ich schon zu Beginn geschrieben habe, hatte ich einige Vorbehalte, was den Ausflug nach Tallinn betrifft. Die hübsche alte Stadt mit ihren malerischen Plätzen, Aussichtspunkten und der Kirche hat mich allerdings eines Besseren belehrt. Ich kann Tallinn als Reiseziel auf jeden Fall empfehlen.

Übrigens habe ich die Reise komplett selbst bezahlt. Wenn ich die AIDAmar erwähne, dann weil es mir auf dem Schiff sehr gut gefallen hat.

Hallo, ich bin Heike. Geboren bin ich am linken Niederrhein, wo ich zusammen mit meinem Mann Stefan lebe. Meine Reisen finanziere ich als freiberufliche IT-Beraterin, sitze also die meiste Zeit am Schreibtisch. Meine Leidenschaft gilt allem, was mich aus dem Haus bringt: dem Reisen, Tagesausflügen, Wochenend- und Städtetouren. Und wenn ich dann wieder zu Hause bin, teile ich meine Eindrücke darüber gerne mit euch auf meinem Reiseblog.

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