Blickling Estate – Norfolk von seiner schönsten Seite
Ich bin in Norfolk im Osten Englands unterwegs. Gemütlich tuckere ich mit meinem Kuga auf den kleinen Strassen entlang. Mein Ziel heute heißt Blickling Estate, ein Herrenhaus aus dem frühen 17. Jahrhundert mit einer großen Parkanlage.
Schon beim Vorbeifahren bin ich hin und weg: „Oh mein Gott, ist das schön.“, murmel ich – völlig untypisch – vor mich hin, als ich Blickling Hall zu meiner Rechten erscheint. Normalerweise rede ich nämlich nie mit mir selbst. Schnell stelle ich mein Auto auf dem Parkplatz ab, schultere meinen Fotorucksack und laufe fast die Straße entlang zum Eingang.
Ich bin wie verzaubert, als ich auf das Herrenhaus zugehe. Stolz erhebt sich das Anwesen vor mir, in dem einst die Familie Boleyn gelebt hat. Ihr wisst schon: Anne Boleyn, die zweite Ehefrau Heinrichs VIII., die schon drei Jahre nach der Eheschließung im wahrsten Sinne des Wortes kopflos war. Im jakobinischen Stil gebaut: roter Backstein, wunderschöne Fenster und kleine Türmchen. Links und rechts sind die Verwaltungsgebäude und die ehemaligen Stallungen.
Um die tollen Eichentüren und Butzenfenster wächst auf der Sonnenseite Wein, auf der nach Westen gehenden Seite blüht bereits der Blauregen.
Die Parterre
Durch den kleinen Shop gelangt man in den Garten von Blickling Hall. Fast wie ein Barockgarten liegt hier eine Parterre: Formschnittsträuchern und Staudenbeeten umgeben von einem perfekten englischen Rasen. Auf den ersten Blick sehe ich, das ich auch hier wieder zu früh bin. Das zieht sich leider wie ein roter Faden durch meine Gartenreise 2016. In diesem Jahr ist die Natur leider etwas später. Der Frauenmantel blüht bereits, aber zum Beispiel von den Taglilien sieht man noch nicht einmal den Blütenansatz.
Doch die Enttäuschung ist nur von kurzer Dauer. Dann am Ende der Parterre empfängt mich ein Feuerwerk aus Blau. Der Blauregen steht in voller Blüte und bildet einen traumhaft schönen Vordergrund für ein tolles Foto.
„In 2-3 Wochen, wenn der Blauregen verblüht ist, werden wahrscheinlich bunte Päonien für einen wunderschönen Vordergrund sorgen.“, denke ich mir, als ich die vielen Knospen der Pflanzen entlang der Mauer sehe.
Der Temple
Als ich meinen Blick ein wenig in die Ferne schweifen lasse, erkenne ich in einiger Entfernung die dorintischen Säulen einen kleinen Tempels. Später lerne ich, das das Gebäude aus dem frühen 18. Jahrhundert stammt. Neugierig schlendere ich über den Temple Walk in die Richtung und bin umgeben vor blühenden Rhododendren und Azaleen in allen Farben. Was für ein Anblick: der leicht verwitterte Temple umrahmt von gelben Azaleen.
In dem, nach vorne offenen Häuschen, mit Blick auf das Herrenhaus steht ein Tisch und Stühle. Hier haben die Herrschaften bestimmt seinerzeit bei einer Tasse Tee gesessen und den Blick auf das Anwesen genossen. Dieser Blick ist aber auch wirklich sehenswert.
Die Orangerie
Durch den Park schlendere ich weiter zur Orangerie. Die liegt etwas weiter abseits vom Haupthaus, so daß sie offensichtlich von den wenigsten Menschen besucht wird. In diesem lichtdurchfluteten Gebäude stehen die Zitruspflanzen. Ich sehe Mandarinen und Zitronen an den Bäumen.
Außerdem findet ich hier an den Wänden große Schautafeln, die die verschiedenen Gartenstile beschreiben. Das ist genau das richtige für mich.
Der Secret Garden
Ich spaziere weiter durch den herrlichen Park in Richtung Secret Garden. Dieser versteckt sich hinter einer Hecke aus mannshohem Bambus. Rund um den Garten stehen Bäume, nur eine kleine, rechteckige Fläche lässt ein wenig Licht in den Garten fallen. Die Ruhe ist wunderbar. Der Park ist so groß, das sich die vielen Besucher darin verlaufen. Ab und an höre ich mal ein wenig Kindergeschrei. In England ist es üblich, mit Kind & Kegel in die Parks zu gehen. Aber was ich zum Beispiel gar nicht höre, sind Autogeräusche. Das ist für mich in dem Moment Entschleunigung pur.
Rund um das Haus ist noch ein riesengroßes Geländer mit einem See, um den man spazieren gehen kann. Weil das Wetter allerdings gerade ziemlich nachlässt, lasse ich den 3 km langen Spaziergang ausfallen. Auch über den Walles Garden kann ich nichts sagen. Er ist seit 2015 geschlossen und wird komplett neu bepflanzt.
Nach einem leckeren leichten Lunch im Café schaue ich mir jetzt das Herrenhaus an. Und, im Gegensatz zu vielen anderen Häusern, darf man hier sogar fotografieren. Deshalb zeige ich euch hier noch ein paar schöne Bilder vom Inneren des Hauses.
[icon name=“home“] Adresse
Blickling
Aylsham, Norfolk
NR11 6NF
[icon name=“clock“] Öffnungszeiten
Blickling Estate öffnet 7 Tage die Wochen seine Pforten für die Besucher.
Das Haus kann von 12:00 – 17:00 Uhr besichtigt werden.
Der Garten öffnet von 10:00 – 17:30.
[icon name=“money-bill-alt“] Eintrittspreise
(Stand März 2018)
Ab dem 1. Januar 2018 sind ausschließlich Tickets für Haus und Garten erhältlich.
Erwachsene | £ 14,35 |
Kinder | £ 7,20 |
1 Erwachsener mit bis zu 3 Kindern | £ 21,50 |
[icon name=“car“] Parken
Parken kann man bequem neben dem Anwesen. Allerdings zahlt man dafür £ 5.
[icon name=“bed“] Hier habe ich übernachtet
Ich habe im Beechwood Hotel übernachtet. Hier hat schon Agatha Christie gewohnt. Das Hotel ist einfach himmlisch. Ich hatte ein gemütliches Zimmer voll mit bezaubernden Tüdelkram. Es gibt einen schönen Garten, in dem man abends einen leckeren Gin Tonic zu sich nehmen kann. Und das Frühstück ist auch klasse. Ich kann dieses Hotel nur empfehlen.
Beechwood Hotel
20 Cromer Road
North Walsham
Norfolk
UK
NR28 0HD
2 Comments
KLAUS Puttkammer
Hallo Heike, ich plane mit einer kleinen Reisegruppe eine 7-tägige Fahrt nach England. Uns interessieren englische Parkanlagen und insbesondere welche mit Pyramiden als Mausoleum.
Kannst Du mir Tipps geben?
Heike
Hallo Klaus,
ich habe leider in keinem der von mir besuchten Gärten eine Pyramide als Mausoleum gesehen. Deswegen kann ich da leider nicht helfen. Aber ich habe einmal gegoogelt und diesen Beitrag gefunden. https://www.davidcastleton.net/english-pyramid-tombs-mad-jack-fuller/
Vielleicht hilft der ja weiter.
Viele Grüße, Heike