Ein großes, weißes Gebäude. Festlich beleuchtet
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Mit dem Nachtwächter durch Bad Wimpfen

„Hab ich Dir eigentlich schon erzählt, das ich in Deine Heimat fahre?“, frage ich Ende 2015 einen Bekannten. „Nein, wo fährst Du denn hin?“. Als ich ihm danach die Liste meiner Ziele zeige, ist er ganz begeistert. „Oh, Du fährst nach Bad Wimpfen. Ich finde, das ist einer der süßesten Orte im Odenwald“.

Die Silhouette von Bad Wimpfen Foto: Bad Wimpfen
Die Silhouette von Bad Wimpfen
Foto: Bad Wimpfen

Diesen Satz habe ich im Kopf, als ich zwei Wochen später im Bus sitze und vor mir auf dem Hügel die weihnachtlich beleuchtete Altstadt von Bad Wimpfen auftaucht. „Von weitem hat Ralf ja schonmal Recht“, denke ich so bei mir. Ich bin zum Altdeutschen Weihnachtsmarkt und einer Nachtwächterführung eingeladen. Der Bus setzt uns am Bahnhof unterhalb der Altstadt ab.

Die Stadt Wimpfen ist schon sehr alt, lerne ich von Ruth Jung, der Leiterin der Tourist-Information, als wir den kurzen Weg zur Bergstadt hinaufgehen. Ja, in Bad Wimpfen gibt es eine Berg- und eine Talstadt. Schon die Römer entdeckten die Gegend am Neckar für sich. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts ließ Kaiser Barbarossa die kleine Marktstadt zu einer wehrhaften Pfalz ausbauen. Falls Ihr, genau so wie ich, im Geschichtsunterricht nicht so richtig aufgepaßt habt, im Anschluß erkläre ich kurz, was eine Pfalz ist.

„Wie schade, das es schon dunkel ist.“ Das werde ich an diesem Abend noch öfter denken. Wiewohl die beinah 1000 Jahre alte Pfalz auch im Dunkeln ihren Reiz hat, finde ich es schade, das ich gar nicht so viel erkennen kann. Geschweige denn Fotografieren.

Durch das Burgviertel führt uns Frau Jung zum Marktplatz. Bei leckerem Glühwein und Flammkuchen treffen wie den Marktmeister Jochen Großkopf. Von ihm erfahren wir, das die Stadt Wimpfen schon seit dem Jahr 965 Marktrechte besitzt. Schon im Jahre 1050 gab es hier einen jährlich stattfindenden Talmarkt, ein Volksfest mit Gauklern.

Der Altdeutsche Weihnachtsmarkt

Der Altdeutschen Weihnachtsmarkt in Bad Wimpfen jährt sich im Jahr 2015 zum 528. Mal. Hier wird viel Wert darauf gelegt, das überwiegend Produkte auf der Region angeboten werden. So  kommt der Bio-Glühwein von Glühweinhändlern aus der Region. Anstatt der sonst üblichen Pfannengerichte findet man auf diesem Weihnachtsmarkt Wurstwaren von Metzgern aus dem Umland. Imker aus der Region bieten ihre Produkte ebenso feil, wie die regionalen Kunsthandwerker.

Weihnachtsmarktbuden vor Fachwerkhäusern
Wunderschöne Fachwerkhäuser säumen den Weg des Werihnachtsmarktes
Ein Haus, das aussieht wie ein Hexenhaus
Hexenhäuser gibt es also auch in Bad Wimpfen

Gut gestärkt mache ich mich auf den Weg, den Weihnachtsmarkt zu erkunden. Die Büdchen verteilen sich über die gesamte Altstadt. Mit dem Duft von Glühwein in der Nase spaziere ich gemütlich durch die kleinen Gässchen. Der Weihnachtsmarkt verbreitet eine wunderbare Atmosphäre. Dadurch das er sich durch die Altstadt verteilt, ist es hier auch nicht so eng und voll wie auf vielen Weihnachtsmärkten, die auf einem Platz stattfinden.

Weihnachtsmarktbüdchen in der Altstadt
Die Büdchen vom Weihnachtsmarkt verteilen sich über die Altstadt
Weihnachtsmarktbuden mit Kunsthandwerk
Kunsthandwerk aus der Region am Kirchplatz

Unterwegs mit dem Nachtwächter

Pünktlich um 21 Uhr finde ich mich vor dem Rathaus ein. Hier wartet schon der Nachtwächter Christoph Weidler auf uns. In der rechten Hand eine Helebarde, in der linken eine Laterne schwingend, steht er auf den Stufen des Rathauses und beobachtet das Treiben auf dem Kirchplatz.

Der Nachtwächter mit Hellebarde und Laterne
Der Nachtwächter mit Hellebarde und Laterne

„Liebe Leute, lasst Euch sagen….“. So beginnt unsere Tour durch die Bergstadt von Bad Wimpfen. Wir lernen auf unserer Tour viel von der Geschichte der Stadt. Auf eine, für mich sehr ansprechende, Art erzählt unser Nachtwächter zum Beispiel, das sich die katholischen und evangelischen Bürger von Wimpfen nicht immer lieb gehabt haben. Die nicht so ganz ernsthafte Art von Christian Weidler gefällt mir persönlich sehr gut. Wenn mein Geschichtslehrer damals auch ab und zu eine Gegebenheit eher humorvoll erzählt hätte, hätte ich bestimmt heute gewußt, was eine Kaiserpfalz ist.

EIn altes Fachwerkhaus
Vor dieser Kulisse wirkt der Altdeutsche Weihnachtsmarkt nochmal so schön
EIn altes Fachwerkhaus
Ein altes Fachwerkhaus in Bad Wimpfen

Und während wir durch die Altstadt von Bad Wimpfen gehen, denke ich nicht das erste Mal, das ich hier unbedingt noch einmal bei Tageslicht hinkommen muß.

An der Pfalzkapelle oberhalb des Neckars endet unsere Nachtwächtertour. Mittlerweile ist es recht kühl geworden und, als ich die Treppen zur Talstadt hinunter steige, bin ich froh das unten schon der warme Bus auf uns wartet. Und ich muß Ralf, meinem Bekannten, absolut Recht geben. Bad Wimpfen ist eine außergewöhnlich hübsche Stadt. Um es mit den Worten Paulchen Panthers zu sagen: „Ich komm wieder, keine Frage!“


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Stadtführungen

Es gibt in Bad Wimpfen öffentliche Führungen zu denen man unangemeldet gehen kann:

  • „Wo Kaiser und Könige Hof hielten“
    jeden Sonntag 14.00 Uhr ab Rathaus
    Preis 5,00 €
  • Nachtwächterführungen
    jeden 1. Samstag im Monat ab Rathaus
    von April – Oktober um 21 Uhr, von November – März um 20 Uhr
    Preis 7,00 €

Bei den gebuchten Stadtführungen werden ihr von Hofdamen, Kräuterfrauen oder Bauersfrauen durch die Stadt geführt. Ihr Könnt diese hier buchen.

Weihnachtsmarkt

Der Altdeutsche Weihnachtsmarkt finden immer an den ersten drei Adventswochenenden statt. Die Termine für 2018 sind:

  • 30.11. – 02.12.2018
  • 07. – 09.12.2018
  • 14.- 16.12.2018

Fr.: 12.00 – 21.30 Uhr
Sa.: 11.00 – 21.30 Uhr
So.: 11.30 – 20.00 Uhr

Hier findet Ihr eine detaillierte Auflistung der Termine und Eintrittspreise.

Die Staufferpfalz

Bereits im Mittelalter waren die Kaiser und Könige recht reisefreudig. Da die Reisen damals nicht so schnell gingen wie heute, brauchte man Stützpunkte. Et voilá, daher kommt der Begriff „Pfalz“. Eine Pfalz ist der Stützpunkt für reisende Kaiser und Könige. Meist bestand er aus Palast, einer Kapelle und mindestens einem Gutshof, der die Versorgung sicherstellte.

Bei Wikipedia gibt es eine ausführliche Beschreibung zur Königspfalz im Allgemeinen und auch zur Pfalz von Bad Wimpfen im Speziellen.

Offenlegung

Zum Altdeutschen Weihnachtsmarkt und der Nachtwächterrour wurde ich eingeladen von der Tourist – Information
Bad Wimpfen. Besonders bedanken möchte ich mich bei Frau Jung von der Tourist Information, dem Markmeister Jochen Großkopf und vor allem dem Nachtwächter Christoph Weidler für seine großartige Tour durch’s nächtliche Bad Wimpfen. Meine Meinung bleibt die eigene.

Hallo, ich bin Heike. Geboren bin ich am linken Niederrhein, wo ich zusammen mit meinem Mann Stefan lebe. Meine Reisen finanziere ich als freiberufliche IT-Beraterin, sitze also die meiste Zeit am Schreibtisch. Meine Leidenschaft gilt allem, was mich aus dem Haus bringt: dem Reisen, Tagesausflügen, Wochenend- und Städtetouren. Und wenn ich dann wieder zu Hause bin, teile ich meine Eindrücke darüber gerne mit euch auf meinem Reiseblog.

10 Comments

  • Edda Janßen

    Sehr schön hast Du vom Nachtwächter aus Bad Wimpfen und dem Weihnachtsmarkt erzählt. Auch wenn jetzt keine Weihnachtszeit ist, kam es doch ganz toll rüber.
    Lieben Gruß
    Deine Mum

    • Heike

      Vielen Dank, Ralf.
      Ups, hab ich Dich tatsächlich falsch zitiert? Für mich als Niederrheiner ist die ganze Ecke da unten Odenwald. *autsch*

      Liebe Grüße, Heike

  • vielweib

    Das sieht nach einem wunderschönem Städtchen aus, welches sicher auch jetzt oder im Sommer mit den vielen Fachwerkhäusern zu einem Besuch reizt.
    Mochte ich früher keine „Mottoführungen“, bin ich inzwischen fast ein Fan geworden, da ich auf diese Weise schon wunderbar Städte erkunden durfte. Danke für Deine schönen Einblicke :-)

  • Deutschlandjäger

    Hallo Heike,

    toll geschrieben. Bad Wimpfen ist echt ein super schönes Städtchen, wobei es mir vor allem an den Weihnachtsmarkt echt viel zu überlaufen ist. Da merkt man, dass die Stadt doch etwas zu klein ist für zu viele Leute :-)

    Beim nächsten Mal empfehle ich dir einen Aufstieg auf den berühmten Blauen Turm. Sagst Frau Knodel (der Türmerin) dann gleich nen Gruß von mir, dann bekommst sicherlich das eine oder andere Gläschen Sekt :-)

    Weiter so mit dem Blog!

    LG,
    Jan

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