Eine Parkanlage mit mehreren Teichen, umpflanzt mit Stauden und anderen Gewächsen.
Gärten

Beth Chatto Gardens – der private Garten der Buchautorin

Wie sieht wohl der Garten einer international renommierten Gartengestalterin und Buchautorin aus? Gespannt fahre ich durch das landwirtschaftlich geprägte Essex im Osten Englands. Mein Ziel sind die Beth Chatto Gardens.

Wenn man sich ein wenig für englische Gärten interessiert, stößt man früher oder später auf den Namen Beth Chatto. Die mittlerweile über 90 Jahre alte Dame hat sich einen Namen im Gartenbau gemacht, weil sie es schafft, auch auf den unwirtlichsten Böden üppige Pflanzenparadiese zu schaffen. Und genau das demonstriert sie seit nunmehr über 50 Jahren in ihrem eigenen Garten in der Nähe von Colchester. Aber was waren ihre Beweggründe, im Jahr 1960 ein solches Grundstück zu erwerben?

„Es waren die unterschiedlichen Voraussetzungen, vom staubtrockenen Kies bis zur durchnässten Sumpflandschaft, die uns anzog: die Möglichkeit, in diesen Problemzonen Pflanzen zu ziehen.”

Beth Chatto im Vorwort des Buches „Dear Friend and Gardener“

Und so entstand in den letzten Jahrzehnten ein Garten, wie er vielfältiger nicht sein kann. Es gibt einen trockenen Kiesgarten und einen ehemals sumpfigen Wassergarten. Außerdem hat Beth Chatto in ihrem Garten einen ganz außergewöhnlichen Waldgarten erschaffen.

Ein Park bestehend aus Stauden, Rasenfläche, Bäume.
Blick auf den Water Garden, im Hintergrund erkennt man den Long Shady Walk

Gegen 9:30 Uhr komme ich auf dem Besucherparkplatz an. Es ist kein Auto weit und breit zu sehen. Am Eingang erklären mir die Damen, das der Garten erst um 10 Uhr öffnet. Da muss ich mich wohl bei der Vorbereitung verlesen haben. Aber die Damen haben Erbarmen mit mir und lassen mich tatsächlich jetzt schon in den Garten rein. Und so stehe ich jetzt hier, im berühmten Garten von Beth Chatto und habe keine Menschenseele um mich herum. Nur den wunderbaren Garten, die Natur und Vogelgezwitscher. Ich habe den ganzen Garten für mich alleine. Das ist ein Traum.

Gravel Garden

Ich betrete das Gelände des Beth Chatto Gardens. Vor mir liegt die Teestube und der Shop, wo man die Stauden und anderes kaufen kann. Zu meiner rechten breitet sich der Gravel Garden, also der Kiesgarten aus. Hier hat die Gärtnerin auf extrem trockenen Untergrund einem wunderbar bunten Staudengarten gestaltet. Auch im trockenen Hochsommer wird der Garten wenig oder gar nicht gewässert. Die Pflanzen, die hier wachsen, sind bewußt so ausgewählt, das sie mit extrem wenig Wasser auskommen können. Frei nach dem Motto: „Wenn die Staude hier nicht wachsen kann, dann ist sie hier fehl am Platz“. Beth Chatto liebt es, das der Garten in der Trockenzeit beinah mediterran wirkt.

Leicht und luftig wirkt der Garten an diesem frühen Sonntagmorgen Anfang Juni.
Leicht und luftig wirkt der Garten an diesem frühen Sonntagmorgen Anfang Juni.
Der Kiesweg ist umsäumt von Stauden und anderen Gewächsen
Den Pflanzen im Kiesgarten macht es nichts aus, auch mal eine Zeit ohne Wasser auszukommen.
Ein Kiesweg umsäumt von Stauden
Der Kiesgarten ist die trockenste Fläche des Gartens. In diesem beinah mediterran anmutenden Garten wachsen Stauden und Pflanzen, die auch mit wenig Wasser auskommen.

Die Staudenbeete scheinen auf mich nicht farblich aufeinander abgestimmt. Sie sind eher so gepflanzt, das sie den natürlichen Gegebenheiten entsprechen. Der Jahreszeit angemessen fehlen hier noch die kräftigen Sommerfarben. Die Pastellfarben dominieren, ab und an unterbrochen von einem kräftigen gelb.

Water Garden

Der Wassergarten ist ein weitläufiges Gelände, das auf feuchtem Sumpfland entstanden ist. Als Drainage, also um das Gelände zu entwässern, legte Beth Chatto hier vier mittelgroße Teiche an. Sie sind auf unterschiedlichen Ebenen angeordnet, so daß das Wasser von einem Teich in den nächsten fließen kann. Der erste wird von einer natürlichen Quelle gespeist, die dann im weiteren Verlauf nacheinander die nächsten drei Teiche mit Wasser versorgt.

Rasenfläche, wunderbare bunte Staudenbeete und im Hintergrund eine große Eiche
Hier sieht man wunderbar den Baumbestand an alten Eichen, der das Gelände umgibt.
Wasserlilien
Eine wunderschöne Kombination aus gelb und blau.
Blick auf einen Teich, der von großen Stauden umgeben ist.
Früh am morgen strahlt der Garten eine unglaubliche Ruhe aus.
Blick vom Teich auf den Long Shady Walk
Blick vom Teich auf den Long Shady Walk
Farngewächse, eine Zypresse, ein Teich
Beth Chatto arbeitet nach der Devise: Die natürlichen Gegebenheiten müssen nicht dem Garten angepasst werden, sondern umgekehrt.
Ein Bank zwischen Rhododendren und anderen Sträuchern
Ein lauschiges Plätzchen am Teich.

Über die Rasenfläche verteilen sich wie kleine Inseln mehrere Staudenbeete, auch rundherum blühen üppige Rabatten.

Besonders interessant fand ich die knubbeligen Knie der Zypressen. Diese habe ich auch im Verlauf meiner Reise in weiteren Gärten gesehen.

Knubbelige Wurzeln am Fuße der Zypresse
Neben einigen Zypressenarten ragen „knubbelige Knie“ aus dem Boden.
Knubbelige Teile der Wurzeln ragen aus dem Boden
Was haben diese „Knie“ zu bedeuten? Wissenschaftler vermuten, sie bringen zusätzlichen Sauerstoff an die Wurzeln

Long Shady Walk

An den Water Garden grenzt an der einen Seite der Long Shady Walk, also der lange, schattige Weg. Als das Ehepaar Chatto den Garten kaufte, haben sie alles bis auf die alten Eichen stehen lassen. Diese fassen jetzt den schattigen Spazierweg ganz wunderbar ein. Während die Staudenbeete im Water Garden akribisch angeordnet zu sein scheinen – es ist kein bisschen Unkraut zu sehen, wirkt der Long Shady Walk sehr naturbelassen. Die Schattenpflanzen dürfen sich hier ausbreiten, wie sie möchten.

Schattenpflanzen längs der Wege
Schattenpflanzen längs der Wege im Long Shady Walk
Ein Weg, rechts und links Gewächse und Stauden.
Hier dürfen sich die Pflanzen scheinbar so entfalten, wie es ihrer Natur entspricht.

Ich sehe Funkien, Rhododendron, Farne und vieles mehr.

Reservoir Garden

Der Übergang zwischen dem Wasser- und Waldgarten befindet sich seit 2014 im Umbau. Hier wird versucht, den lehmigen Boden aufzuwerten. Die alte Bepflanzung wurde komplett entfernt. Es riecht stark nach Guano oder Compost.

Wood Garden

Die Woodland Area ist ein kleiner Wald, der mit vielen kleinen Spazierwegen durchzogen ist. Der Baumbestand an alten Eichen ist vom Blätterdach gerade so dicht, das trotzdem etwas Licht einfällt, um Stauden auf dem Boden wachsen zu lassen. Hier kann ich meine Seele baumeln lassen: die Blätter rascheln im Wind und es verirren sich nur sehr wenige Besucher in diesen Teil des Gartens.

Schattenstauden und andere Gehölze bedecken die Flächen neben den Spazierwegen.
Schattenstauden und andere Gehölze bedecken die Flächen neben den Spazierwegen.
Das Blätterdach der Bäume läßt gerade genug Licht für die Schattenpflanzen
Das Blätterdach der Bäume läßt gerade genug Licht für die Schattenpflanzen

Der gesamte Waldboden um die Bäume ist mit Schattenstauden bepflanzt. Diese können sich hier frei entfalten, können sich ausbreiten wie sie möchten. Es wirkt hier alles unglaublich naturbelassen, aber ich bin mir sicher, das die professionelle Hand von Beth Chatto genau dafür sorgt. Und gerade das macht für mich den Charme dieses Gartens aus.


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    Das könnte Euch auch interessieren

  • Die Homepage von Beth Chatto Gardens
  • Über das Wirken von Beth Chatto lest ihr bei Wikipedia
  • Die Stadt Colchester ist die älteste Stadt Englands. Sie ist ebenfalls einen Besuch wert.
  • Genauso wie Lavenham. Das kleine, mittelalterliche Städchen solltet ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen.

    Hier habe ich übernachtet schnipp

Ich habe im Four Sevens Guest House übernachten. Dieses B&B wird von der Landlady Calypso liebevoll geführt. Die Zimmer sind klasse, das Frühstück war ausgezeichnet. Und zur Begrüßung gab es ein dickes Stück Kuchen. Das B&B liegt in einer ruhigen Wohngegend von Colchester, das Stadtzentrum ist aber in 10 Min. zu Fuß zu erreichen.

    Adresse

The Beth Chatto Gardens
Elmstead Market
Colchester
Essex
CO7 7DB

    Öffnungszeiten

In den Sommermonaten von März – Oktober

Montag – Samstag: 10 – 17 Uhr
Sonntags: 10 – 17 Uhr

Im Winter von November – Februar

Montag – Samstag: 10 – 16 Uhr
Sonntags: 10 – 16 Uhr

    Eintrittspreise

Stand: März 2019

Um den wunderbaren Garten von Beth Chatto sehen zu können, müsst Ihr £ 8,45 (im Winter £ 4,50bezahlen.

Kinder unter 16 Jahren zahlen keinen Eintritt.

Hallo, ich bin Heike. Geboren bin ich am linken Niederrhein, wo ich zusammen mit meinem Mann Stefan lebe. Meine Reisen finanziere ich als freiberufliche IT-Beraterin, sitze also die meiste Zeit am Schreibtisch. Meine Leidenschaft gilt allem, was mich aus dem Haus bringt: dem Reisen, Tagesausflügen, Wochenend- und Städtetouren. Und wenn ich dann wieder zu Hause bin, teile ich meine Eindrücke darüber gerne mit euch auf meinem Reiseblog.

2 Comments

  • Angelika Schulz-Parthu, Leinpfad Verlag

    Hallo Heike ,
    in einem unserer Gartenbücher möchten wir gerne eines Ihrer Fotos aus Beth Chattos Garten veröffentlichen. Am liebsten das mit der BU ‚Leicht und luftig …‘ Bitte melden Sie sich kurz bei uns oder geben Sie mir Ihre Tel. Nr.: Dann können wir über die Konditionen sprechen.
    Mit vielem Dank und besten Grüßen
    Angelika Schulz-Parthu

    • Heike

      Hallo Angelika,
      tut mir Leid, ich kann Ihnen die Erlaubnis nicht geben. Beth Chatto Garden ist ein Privatgarten und somit keine Panoramafreiheit. Ich habe demzufolge nur Rechte zur privaten Nutzung. Näheres in einer persönlichen Mail, die ich Ihnen geschickt habe.
      Viele Grüße, Heike

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